Nachdem wir am 03. Oktober – dem dreißigsten Jubiläum des Tags der deutschen Einheit – die erste Folge unseres #Roadtripandiegrenze auf YouTube veröffentlicht haben, endete die Videoreihe am vergangenen Samstag mit Episode 9. Leider hat es zeitlich nicht geklappt das Projekt parallel zum Schnitt und der Veröffentlichung auf Omaelse.de zu begleiten und Zusatzinformationen bereitzustellen. Da der Schnitt- und Recherchemarathon der vergangenen Monate nun vorbei ist, wird dies nachgeholt. Außerdem möchte ich das Projekt an dieser Stelle noch einmal reflektieren. Fangen wir also vorne an:

Was haben wir eigentlich gemacht?

Anfang des Jahres waren Lulu und ich auf der Suche nach einem spannenden Projekt für den Sommer. Da ich mich bereits in meiner Bachelor Arbeit intensiv mit dem Thema Aufarbeitung der DDR Vergangenheit beschäftigt habe und zufälligerweise das dreißigste Jubiläum der Wiedervereinigung anstand, war das Projekt schnell gefunden. Da wir beide seit Jahren eine Simson haben und leider viel zu wenig damit fahren, wussten wir auch sofort womit wir reisen möchten.

Wir selbst sind in den 1990er Jahren im Westen aufgewachsen und kennen die DDR und ihre Grenze nur aus Erzählungen und der Literatur. Auch in der Schule wurde das Thema bei uns nie richtig beleuchtet. Deswegen haben wir beschlossen nicht nur eine gewöhnliche Reise entlang der ehemaligen Grenze zu unternehmen, sondern diese auch mit Videos zu dokumentieren. Auf diese Weise wollten wir das Thema auch für eine jüngere Generation aufbereiten und auf die Schrecken des Grenzregimes der DDR aufmerksam machen. Also haben wir uns Hals über Kopf in die Recherchen gestürzt und überlegt, wie man so ein Projekt aufziehen könnte.

Kurz darauf ging viel schief: Die Corona Pandemie erreichte Deutschland und wir saßen plötzlich in unserer kleinen Wohnung fest. Ohne zu wissen ob wir die Tour im Sommer überhaupt starten können, haben wir weiter geplant und unsere beiden Freunde Chavier und Silvio für das Projekt begeistert. Da die Fallzahlen im Sommer sehr gering waren und wir zu dem Schluss gekommen sind, dass wir auf unseren Mopeds weder uns noch andere unverhältnismäßig mit dem Virus gefährden, haben wir einen Zeitraum festgelegt und Interviews geplant.

Außerdem haben wir unsere Mopeds fit für die Reise gemacht. Diesen Aspekt habe ich ein bisschen unterschätzt und wir hatten viele Probleme. Am Ende haben wir bis zum Abend vor der Abreise geschraubt…

Auf ins Abenteuer!

Was wir unterwegs alles erlebt und gesehen haben, muss ich hier nicht groß erzählen – das seht ihr ja in den Videos. Was Viele jedoch vergessen ist, dass so ein Roadtrip schon anstrengend ist, wenn man dabei keine Reportage filmt und Interviewtermine einhalten muss. Außerdem mussten wir unterwegs ständig die Rahmengeschichte, die Interviewfragen, das Licht und die Landschaft im Auge behalten, um nichts zu verpassen und möglichst gute Aufnahmen zu machen. Was in den Videos nach Urlaub und Freizeit aussieht, war in Wirklichkeit daher ziemlich viel Arbeit. Aber es hat sich gelohnt, ich würde es wieder machen und es war ein tolles Abenteuer!

Nach der Reise

Nachdem unterwegs alles geklappt hat, wir spannende Interviews mit Zeitzeug_innen geführt und hunderte Gigabyte an Fotos und Videos gemacht haben, ging die Arbeit erst richtig los: Das Material musste gesichtet und gesichert und die einzelnen Episoden der Videoreihe konzipiert werden. Außerdem mussten wir feststellen, dass wir gar kein Speichermedium haben das schnell genug zum Schneiden ist. Und wie schneidet man überhaupt so eine Doku-Reihe? Weil das alles noch nicht genug Probleme sind, hat Lulu obendrein noch einen neuen Job angefangen und wir waren drauf und dran umzuziehen.

Trotz vieler Höhen und Tiefen haben wir es am Ende geschafft alles wie geplant fertig zu stellen und auf YouTube zu veröffentlichen. Warum wir uns diese ganze Arbeit und vor allem den Stress gemacht haben, wissen wir selber nicht so genau. Vielleicht, weil uns das Thema wichtig geworden ist, uns die Praktiken des SED Regimes mehr als schockiert haben und wir unterwegs viele nette Menschen getroffen haben, die sich für das Thema engagieren und die Aufarbeitung vorantreiben.

Das Projekt in Zahlen

  • Auf unserem Roadtrip sind wir mehr als 1.300 Kilometer mit den Simsons gefahren.
  • Insgesamt sind 9 Videos mit einer Gesamtlänge von rund 72 Minuten entstanden.
  • Das gefilmte Videomaterial hat ein Volumen von rund 587 GB.