Abenteuer in Slow-Motion – ein Fazit

Nach 10 Tagen in England, von denen wir 7 Tage lang den Kennet-and-Avon Kanal mit einem Narrowboat erkundet haben, geht das Abenteuer leider schon wieder zuende. Alles in allem war es eine intensive Zeit, in der es weniger als Gedacht um den Brexit ging. Dafür haben wir aber einiges über Englands Kultur gelernt und viel schöne Natur gesehen. Außerdem habe ich dank der rasanten Geschwindigkeit des Boots nun eine ganz neue Vorstellung von Slow-Traveling. Höchste Zeit also für ein Fazit.

Please scan the dog!

Der Weg nach England sowie die Rückreise waren durch den Brexit deutlich ereignisreicher und komplizierter, als man es von Reisen innerhalb Europas gewohnt ist. Das geht schon damit los, dass man für die Ein- und Ausreise nun einen Reisepass benötigt und ein gültiger Personalausweis nicht mehr ausreicht. Zudem gibt es überraschend intensive Grenzkontrollen: Diese umfassen z.B. mehrfache Ausweiskontrollen an der Grenze sowie die Aufforderung „please scan the dog“, woraufhin uns der Grenzpolizist ein Lesegerät zum Auslesen des Chips von Mogli in die Hand gedrückt hat.

Bei der Ausreise gab es darüber hinaus eine intensivere Gepäckkontrolle, bei der die Taschenmesser unserer Mitreisenden konfisziert wurden, weil sie in England illegal sind. Auch ein zufällig ausgewähltes Gepäckstück wurde durchleuchtet. In der Halle der Grenzkontrolle ist sogar eine Person herumgelaufen, die einen an einem Stab befestigten Spiegel zur Untersuchung von Fahrzeugunterböden dabei hatte. So etwas kannte ich bisher nur aus Museen und Gedenkstätten an die innerdeutsche Grenze.

Immer schön links fahren!

© Konrad Schmidt

Neben diesen Erlebnissen an der Grenze merkt man die Folgen des Brexit in England allerdings kaum. Zwar gab es zur Zeit unserer Reise gerade eine „Eier-Knappheit“, weshalb diese in Supermärkten auf zwei Packungen pro Einkauf rationiert wurden, jedoch kennt man solche Engpässe durch die Corona Pandemie ja mittlerweile zur Genüge. Auch an andere Eigenheiten wie das Linksfahren habe ich mich nach einigen Schreckmomenten und dank eines Spickzettels schnell gewöhnt. Dank digitaler Zahlungsmittel, die nahezu überall akzeptiert werden, ist auch die Währungsumstellung nichts mehr, worauf man sich als Reisender besonders vorbereiten müsste. Wenn man sich also an die Grundregel des Narrowboatfahrens „Don’t be silly!“ hält, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.

Don’t be silly!

In einem anderen Blogbeitrag haben wir euch ja schon erzählt, dass unsere Reiseroute auf dem Kennet-and-Avon Kanal aufgrund des Wetters leider ganz anders ausgefallen ist, als geplant. Trotzdem hätte sie wahrscheinlich nicht schöner sein können und wir konnten viele tolle Orte und Landschaften entdecken. Das kleine Städtchen Bradford-on-Avon zum Beispiel, wo wir die erste Schleuse unserer Tour gemeistert haben und wo uns ein üppiges Full English Breakfast beinahe für den Rest des Tages ausgegnockt hat. Ich bin froh, dass wir hier auf dem Rückweg noch ein weiteres Mal übernachtet haben, und den Ort näher erkunden konnten.

© Luisa Neurath

Ein weiteres Highlight waren die schicken schmiedeeisernen Brücken, die in und um Bath über die Kanäle gebaut wurden sowie die riesigen Aquedukte, auf denen der Kanal den Fluss Avon überquert. Dass die vielen Schleusen und Drehbrücken des Kanalnetzes wie vor 200 Jahren noch von Hand bedient werden, ist ebenfalls eine Besonderheit. Es ist schön, wie gut diese relativ simple alte Technik noch funktionert. Trotzdem ist jeder Schleusengang auch etwas nervenaufreibend, denn die historische Technik hat so ihre Eigenheiten. Aber auch hier gilt: Don’t be silly – und dann wird auch alles klappen.