Immer geradeaus! Die Südküste von Island

Navigieren auf deutschen Straßen ist kompliziert. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es in Deutschland so wahnsinnig viele Straßen und Arten von Straßen gibt, von der Spielstraße über Kreis-, Land- und Bundesstraßen bis hin zu Autobahnen. In Island ist das anders: Hier gibt es eine asphaltierte Ringstraße rund um die Insel und hier und da kleinere Schotterpisten ins Landesinnere. Dabei ist der Begriff Ringstraße sogar etwas übertrieben, denn in Wirklichkeit geht es fast nur geradeaus. Manchmal 3 Kilometer am Stück bis zu einer kleinen Kurve, nur um dann erneut kilometerweit geradeaus zu fahren.

Das erinnert mich an die „guten alten Zeiten“, als ich 2012 mit meinem Onkel auf große Reise über den Lincoln Highway in den USA gegangen bin. Hier in Island gibt es zwar nicht alle 500m einen fotowürdigen Straßenmarker und die Dimensionen sind deutlich kleiner, aber Ähnlichkeiten gibt es trotzdem. Lulu und ich haben vorhin überlegt, ob man die Südküste Islands wegen der Weite und der Landschaft vielleicht als Mischung aus den USA und Wales beschreiben könnte. Denn auch hier leben überall Schafe, die fröhlich über die Insel wandern.

Anders als in Amerika oder Wales wechselt die Landschaft allerdings deutlich schneller und innerhalb weniger Minuten gelangt man von grünen Moosfeldern ans Meer oder zu unwirklich wirkenden Lavafeldern, die einfach nur grau oder schwarz sind. Ähnlich ist es auch mit dem Wetter, das ebenfalls sehr wechselhaft sein kann. Heute übernachten wir z.B. am Fuß eines Gletschers, der scheinbar sein eigenes Wetter macht und die Umgebung in einen Hauch von Nebel und Wolken taucht. 

Schwarze Strände, Flugzeugwracks und Wasserfälle

Gestartet sind wir heute in Eidfjallasyn, das fast an der Südspitze Islands unweit des Orts Hella liegt. Von dort aus ging es zunächst zu einem Flugzeugwrack, das hier Anfang der 1970er Jahre notgelandet ist und zu einem eher ungewöhnlichem Ziel der Reise gehört. Aber die Bilder in den sozialen Netzen sahen toll aus und deswegen wollten wir das Wrack auch gerne sehen. Auf der rund 40-minütigen Wanderung ist uns aber schnell klar geworden, dass ein lost place, der bei Google eingezeichnet ist und zu dem es ein Shuttle-Service gibt, gar nicht so lost ist wie man glaubt. Trotzdem war es eine nette Erfahrung und der eintönige Marsch zum Flugzeug hat zumindest im Nachhinein seinen Charme. 

Anschließend ging es weiter zu einem der bekanntesten schwarzen Strände mit beeindruckenden Felsen in der Brandung. Der Parkplatz hier war sehr teuer, aber der Ort auf jeden Fall sehenswert und fotogen. Das beweisen vermutlich auch die vielen Brautpaare, die sich hier fotografieren ließen und die weißen Brautkleider geschickt vor dem schwarzen Sand geschützt haben.

Neben dem schwarzen Vulkansand gab es heute auch immer wieder knubbelige und gelegentlich auch mit Moos überwachsene Lavafelder rechts und links der Straße zu sehen. Diese unwirkliche Landschaft sieht eher nach der Oberfläche eines fremden Planeten aus, als nach unserer Erde. Und dann sind da natürlich noch die Gletscher – ein absoluter Kontrast zu den heißen Quellen, die wir gestern besichtigt haben. In der Gletscherlagune Sólheimajökull schwimmen vom Gletscher abgebrochene Eisberge im Wasser, ein wirklich beeindruckender Ort.